Nan-Seol-Heon: Installation „S-Wing“ und Ausstellung

Der Himmel ist voller Nebel,
Der Kranich kommt nicht zurück.
Im Schatten des blühenden Zimtbaumes
Ist das Reisig-Tor geschlossen.

Am Fluß regnet es göttlich
Einen ganzen Tag lang.
Die duftenden feuchten Wolken über der Erde
Können nicht fortfliegen.

Weit und breit ist das Meer,
Das den Himmel berührt.
Die Königin lehnt sich
Schweigend an den Ost-Wind.

Ich erwache von einem Traum
über den dreitausend Meilen entfernten Bongrae-Berg.
Die Tränenspuren am Ärmel scheinen
Wie getüpfelt von roten Flecken.

Bis zum Bongrae-Berg ringsum
Währt tausendmal die Meereswelle.
Einmal darüber hinwegzukommen,
Dauert fünfhundert Jahre.

Unter dem Schatten der Blumen
Wird der klare Wein vorbereitet.
Aber es verwandelt der grüne Bambus
Sich nicht zu einem blauen Drachen.

Heo NanSeolHeon,  koreanische Dichtern (1563-1589) (Übersetzung Zae-Hi Kim)

Im alten Korea waren die Frauen und Mädchen beschränkt auf den Haus- und umgebenden Gartenbereich. Um einen Blick auf die Außenwelt zu erhaschen nutzten sie hohe Schaukeln, um über die umgebenden Mauern hinauszufliegen und einen Blick auf das Unbekannte zu werfen.

Die Gedichte Heo Nanseolheons sind voller Schwermut, Zartheit, Kraft und auch Sehnsucht. (Mehr Infos zu ihrem Leben siehe älteren Blogbeitrag)
In der Installation „S-Wing“ spiegeln sich diese Seelenkräfte in der Fragilität, Leichtigkeit und zugleich Stärke des Materials Papier. Eine Schaukel aus Papier die die Imagination vom Fliegen und von Leichtigkeit mit sich bringt, von Menschen nicht benutzt werden kann aber dafür um so leichter vom Wind in Schwingung versetzt wird.

Der Flügel steht als ein Symbol für die Sehnsucht nach Freiheit, für den Geist der es ermöglicht sich über alles zu erheben. Die Einbindung in den Baum dagegen verweist zugleich die Unfähigkeit sich aus den Verstrickungen der Konventionen und gesellschaftlichen Normen zu befreien.

Die Poesie war für Heo Nanseolheons ein Mittel um über die Mauern der Beschränkungen und des Leidens hinwegzusehen in eine poetisch-lichte Welt der Imagination und des Traumes. Viele ihrer Werke spielen im Reich der Feen – eine Zwischenwelt zwischen Realität und Traum.

Die Schaukel und auch der Flügel tragen Fragmente der originalen Handschrift der Dichterin, das Schaukelbrett ihren von ihr selbst geschriebenen Namen.

Der Titel ist ein Wort-Spiel mit den englischen Bezeichnungen „Wing“ für Flügel und „Swing“ für Schaukel.

An der Ausstellung in Nan-Seol-Heons Geburtshaus in Gangneung/Südkorea nahmen insgesamt 14 Künstlerinnen teil:
Baerbel Maessen / Betina Kuntzsch / Christine Sophie Bloess / Young-Ja Zimmermann / Nham-Hee Völkel-Song / Myung Jin Kim / Sunyoung Yang / Suknam Yun / Kyungshin Kim / Jungwon Huh / Gyesook Park / Eunsook Lee / Gabriele Fecher.

Sorry to Gyesook Park, I got no picture from her art-pieces … :(

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4 Antworten auf Nan-Seol-Heon: Installation „S-Wing“ und Ausstellung

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