Als Josef Albers 1920 ans Bauhaus in Weimar kam hatte er schon einen Abschluss als Kunstlehrer in der Tasche. In seiner Biografie häufen sich prominente Orte und Namen: Königliche Kunstschule Berlin, Folkwangschule Essen (wo er als Lehrer arbeitet), Königliche Kunstakademie München bei keinen geringeren Lehrern als dem Malerfürsten Franz von Stuck und dem Papst der Malmaterialien Max Doerner. Als er eine Werbung für das Bauhaus sieht zieht Albers nach Weimar und beginnt von vorn: im Grundkurs von Johannes Itten, dem Autor von „Kunst der Farbe“. Ein Buchklassiker zur Farbe, der Generationen von Kunstschülern prägte und seit 1961 mehr als 500 oo mal in verschiedenen Übersetzungen verbreitet wurde.
Farbe hatte und hat in Weimar eine besondere Tradition. Goethes Farbenlehre, von Rudolf Steiner am gleichen Ort 100 Jahre später neu interpretiert, hatte großen Einfluss auf die Maler, auch am Bauhaus. Kandinsky und Klee finden sich in den Besucherbüchern des Goethe Nationalmuseums. Auch Ittens Farblehre basiert, über seinen Lehrer Adolf Hölzel, auf Goethe. Itten entwickelt eine Struktur von sieben Kontrasten. Albers setzt sich -nach seiner Auswanderung aufgrund der Schließung des Bauhauses durch die Nationalsozialisten- besonders mit einem dieser Aspekte auseinander: dem Simultankontrast. In seiner Serie „Hommage to the Square“ beginnt er ab 1949 die Farbe in ihrer gegenseitigen Beeinflussung zu untersuchen. Seine Studien münden in einem Farb-Klassiker: „Interaction of Color“.
Und hier kommt Color-aid ins Spiel.
Color-aid wurde 1948 ursprünglich für die Anwendung in der Fotografie entwickelt (daher die matte unreflektierende Oberfläche). Albers ersetzte mit diesen Farbpapieren in seinem Unterricht einen Großteil des Mischen. In seinem Buch „Interaction of Color“ beschreibt er die Gründe, warum er die farbige Papiere gegenüber Malfarben im Unterricht bevorzugt.
(Nachfolgend freie Übersetzungen durch die Blog-Autorin)
„1. Farbpapiere ersetzen das Farbmischen, welches oftmals schwierig, zeitaufwändig und ermüdend ist.“
(e.A.: in meinen Seminaren nutze ich diese Situation als Positivum: erst die Farbwahl anhand von Farbpapieren und darauf aufbauend das Mischen. Dieses Vorgehen birgt eine Sinnhaftigkeit, die motivierend wirkt.) Motivation ist auch das Thema des zweiten Punktes das Albers anführt:
„2. Indem wir den Studierenden nicht dem entmutigendem Prozess des Mischens und Treffens eines bestimmten Farbtons aussetzen, sparen wir nicht nur Material und Zeit – wir erzielen mehr und Wichtigeres: fortdauerndes Interesse .“
(e.A.: meine Erfahrung lehrte mich, dass durch den Einsatz von breit aufgestellten Farbpapieren der hohe Subjektivitätsfaktor der Farbe eine Befriedigung findet und von diesem Ort aus eine Auseinandersetzung mit Mischungsanforderungen leichter zu bewerkstelligen ist.)
„3. Farbpapiere ermöglichen eine exakte Wiederholung eines Farbtons ohne irgendwelche Änderungen in Oberfläche, Struktur oder Tonwertänderung.“(e.A.: für das von Albers angestrebte Ziel Wirkung und gegenseitige Beeinflussung der Farben zu untersuchen ist dies absolut notwendig und nachvollziehbar. Für gestalterische Übungen wie z.B. Collagen wäre es allerdings wünschenswert, wenn Farbpapiere in breiter Palette auch kostengünstig verfügbar wären. Leider ist dies durch den entsprechenden Aufwand an Druckkkosten nicht realisierbar. Color-aid war und ist für mich immer noch das beste und billigste Tool in diesem Anliegen.)
„4. Die Arbeit mit Farbpapieren reduziert das benötigte Material: Kleber und Cutter sind ausreichend. Malmaterialien werden nicht mehr benötigt, dadurch wird der Prozess einfacher, billiger, geordneter.“
(e.A.: Exakt! Wer schon einmal an verschiedenen Orten Farbseminare durchgeführt hat weiß es zu schätzen, dass man keinen Teppich abdecken muss und trotzdem mit einer reichhaltigen Farbpalette arbeiten kann.) Ein weiterer Grund für Albers für seine Bevorzugung von Farbpapieren betrifft die Oberflächenstruktur.
„5. Farbpapiere bewahren uns vor unerwünschten und ungeplanten Auswirkungen von Texturen wie sie durch ungeübte und ungeplante Ausführungen beim Handauftrag von Farbe auf Papier entstehen können.“(e.A.: diese Schwierigkeit wird leider immer massiver. Durch die immer mehr schwindenden handwerklichen Grundlagen wirkt sich dieser Faktor sehr nachteilig auf die Erstellung eines eigenen Farbpapiermustersets aus.)
Albers führt noch einen letzten, jedoch nicht explizit nummerierten Grund für den Einsatz von Farbpapieren anstelle von eigenene Mischungen an. Ein Aspekt der für mich wesentlich wurde:
„6. Um unsere Probleme zu lösen wir müssen die richtige Farbe finden um den erwünschten Effekt zu demonstrieren. Wir können aus einer großen Palette von Farben die vor uns liegt auswählen und benachbarte und kontrastierende Farben permanent vergleichen.“
Die Unabhängigkeit von der handwerklichen Umsetzung war ein zentrales Moment für Albers für seine Bevorzugung von Farbpapieren anstelle von selbst erstellten Farbmischungen im Unterricht. Die Fähigkeit zu differenziertem Mischen ist hilfreich aber nicht zwingend Voraussetzung für die Fähigkeit Farbe differenziert einzusetzen. Grund genug um Color-aid nach Deutschland zu bringen um Farbpapiere in einer breiten Auswahl anzubieten, die erschwinglich und für den Unterricht verwendbar sind. So schließt sich der Kreis von Bauhaus, Albers, USA, Color-aid und Weimar.
Color-aid ist in 4 verschiedenen Größen erhältlich.
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